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Die FILMWERKSCHAU
 
war eine der typischen Früchte der Jugendkultur der 70er-Jahre. Pate stand das "Fest der jungen Filmer" in Werl unter der Leitung des rührigen Herrn Keller, der mit einem für die damaligen Zeiten seltenen Verständnis für die neue Generation die Veranstaltung, die Diskussionen und Gesprächsrunden leitete. In Werl trafen sich Gleichgesinnte und Gegensätzliche und immer häufiger dann auch auf weiteren Festivals - auch beim BDFA, dem "Bund deutscher Filmamateure" - zu 'denen' man sich natürlich nicht wirklich zählte, die aber auch unsere Entfaltung begünstigten. Auch in Oberhausen schnupperten wir herum - wesentlich waren aber die neuen, 'unzensierten' eigenen Festivals, die an verschiedenen Orten begründet wurden (Wuppertal, Nürnberg, München, Tübingen, Kiel (?), - vielleicht auch Weiterstadt; der Überblick fehlt etwas ...)

Dreh- und Angelpunkt war die eigene Zeitschrift namens "Filmwerkschau", die zweimonatlich erschien und über die alles lief ... Kleine Kinos kamen hinzu, "Spielstellen" - es war auch die Zeit der Jugendinitiativen, die bis im letzten Dorf ihre eigenen Treffpunkte verlangten, durchsetzten und eben selbst verwalteten. Überall und erstmals wirklich in grosser Zahl dabei die jungen Frauen, die ihre eigenständige Rolle suchten und fanden.

Vorbei war allerdings die Zeit des unbefangenen, frohgestimmten und abenteuerlichen Aufbruchs - der Reisen, Fahrten, Tramptouren quer durch Europa und vorzugsweise Richtung Orient. Die Erfahrungen dabei mögen jedoch prägend gewesen sein.

Etwas gedämpft war die Stimmung Mitte der 70er dann durchaus - die selbstverständliche Annahme der Jugend, einer gesicherten Zukunft entgegenzugehen, mit "arbeitslos" als Fremdwort, - dies war erschüttert durch einen Staat, der zunehmend bei zu aufmüpfiger, bei missliebiger "Gesinnung" Berufsverbote verhängte - zunächst unter seinen ( künftigen ) Beamten, Lehrern.

Doch wir waren eine Generation mit Selbstbewusstsein - vielleicht auch aus dem Wissen heraus, dass wir eine wertvolle Entdeckung gemacht hatten: Die Sorge um die Umwelt, den Schutz der Natur, die 'Grenzen des Wachstums'. Dafür wollte man sich einsetzen, bereit, auch Risiken einzugehen.

Und anfangs schien es auch, als hätten uns die '68er viele Wege freigekämpft.

Erst später bemerkten wir, dass sie dafür Gefolgschaft erwarteten auf ihrem 'Marsch durch die Institutionen', und für unsere Verweigerung sollten wir in den nächsten Jahrzehnten noch einen hohen Preis bezahlen.

Doch seit 1976 standen die Zeichen auf Sturm - ausgelöst durch die harte Hand des Staates, die Verschärfung der Studienbedingungen, die zunehmend kälter empfundenen Spielregeln in allen Bereichen - eine Bedrohung, die der Film "Der Besuch" ankündigt und gegen die 1976/77 ein 'Befreiungsschlag' versucht wurde, den der Berliner "Unistreikfilm" mit dem (noch) schmunzelnd provokanten Titel "Gemeinsam sind wir unausstehlich" dokumentiert.

Es war auch der Versuch, einen Gegen-Entwurf von Arbeitsorganisation zu prägen, der durchaus erfolgreich war, doch von Politik und Medien nicht aufgenommen wurde - in der Sache wurde denunziert und abgelenkt.

Doch die Projekte-Idee blühte auf - in unzähligen Gruppen, Aktivitäten, Gründungen pflanzte sie sich fort und entwickelte eine Kraft, die durchaus allgemein als "Alternative" akzeptiert wurde.

Konsequent realisierbar war dies allerdings nur ausserhalb der Zwänge von Politik, Wirtschaft, Lehrbetrieb und Bürokratie. Und diejenigen, die sich für diesen Weg entschieden hatten, konzentrierten sich dann Ende der 70er-Jahre auf dieses Leben, dieses Arbeiten und viele zogen sich aus der Öffentlichkeit zurück. Und kamen später wieder zurück zu 'den Grünen'.

Aus dem Kreise der Filmer und Filmgruppen heraus ist GEGENLICHT dann das eigentliche Werk der Generation nach den '68ern. Man könnte diese die '76er nennen - nach dem eruptiven Aufstand der Studenten im Herbst jenes Jahres: den Studenten, die bundesweit und bis in die kleinsten Fachbereiche hinein für Monate den 'verfremdten' Lehrbetrieb abschüttelten und ihre Uni selbst und kooperativ organisierten.

Dabei entstand eine Infrastruktur, die schon rasch eine 'zweite Welle' begünstigte - die Hausbesetzerbewegung. Hier - und in der Anti-AKW-Bewegung - gewann auch GEGENLICHT Bedeutung.